Verhandeln
Erst dann, wenn ein Problem in seinen Facetten verstanden und alle betroffen Gruppen vorturteilsfrei anghört wurden, kann die eigentliche politische Einflussnahme beginnen: Verhandeln ist die Kernaufgabe der Politik und die Grundlage unseres Zusammenlebens.
Wo unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen, müssen Kompromisse ausgehandelt: das beginnt in der Familie, setzt sich fort in den Gemeinden und Ländern und zeiht sich bis in die allerhöchsten Ebenen der internationalen Politik. Ein Politiker, der das Verhandeln geringschätzt, ist keiner.
Tragfähige, stabile Lösungen können aber nur ausgehandelt werden, wenn der erste Schritt, das Verstehen, nicht vernachlässigt worden ist. Nur wenn alle Beteiligten gehört wurden und ihre Interessen verstanden wurden, kann auf Augenhöhe verhandelt werden. Es gilt gelegentlich als besonderes Verhandlungsgeschick, sein Gegenüber über den Tisch zu ziehen oder dessen schwächere Verhandlungsposition auszunutzen – das ist jedoch nur kurzfristig ein Gewinn. Ein solches Verhandlungsergebnis läuft immer Gefahr, eine stabile Ordnung zu gefährden. Die Geschichte zeigt deutlich, dass faule Kompromisse, die nicht von allen Beteiligten mit gutem Gefühl getragen werden, zu Widerstand und neuen Konflikten führen.
Für eine stabile Gesellschaftordnung und verlässliche internationale Beziehungen ist es geraten, von derlei Machtspielchen Abstand zu nehmen und bei Verhandlungen – sei es des gesellschaftlichen Zusammenlebens, sei des beim Aushalndeln von Konfliktlösungen – auf Dauer zu spielen. Viele wichtige politischer Errungenschaften sind davon abhängig, dass eine stabile Basis gegeben ist, auf welche weitere Entwicklungen sich stützen: des beginnt mit einem ausgereiften Bildungssystem, Handelsbeziehungen, Sozialverträgen bis hin zu dauerhaftem Frieden in der Staatengemeinschaft.