Verantwortung übernehmen

Die ersten beiden Schritte dieses Programms zielen darauf ab, Vertrauen als Grundlage für die vielfältigen politischen Beziehungen zu schaffen: zwischen Bevölkerungsgruppen, Generationen, Handelspartnern, Regierungen und Institutionen sowie der Bevölkerung, die sie vertreten, und zwischen Staaten. Dieses Vertrauen – ein weiteres "V-Wort" – ist jedoch unerlässlich, damit politische Akteure Verantwortung für die Probleme unserer Zeit übernehmen können. Nur eine Regierung, die das Vertrauen ihrer Bevölkerung genießt, kann langfristige Lösungen entwickeln, die von allen unterstützt werden. Besonders die großen Herausforderungen, deren Bewältigung Jahre oder gar Jahrzehnte in Anspruch nimmt, lassen sich nur auf einer soliden Vertrauensbasis angehen.

 

Verantwortung bedeutet auch, anstelle populärer und kurzfristiger Scheinlösungen jede Konsequenz des eigenen Handelns – auch unbeabsichtigte – mitzudenken (Hans Jonas: *Das Prinzip Verantwortung*). Es reicht nicht, sich "die Hände in Unschuld zu waschen", nur weil das eigene Handeln rechtlich und moralisch unbedenklich erscheint – also weil man "Recht hatte". Verantwortung bedeutet vielmehr, realistisch abzuschätzen, welche Auswirkungen dieses Handeln auf andere Beteiligte hat, ihre Interessen zu berücksichtigen und ihre möglichen Reaktionen einzubeziehen. Auch dies fördert Vertrauen und sorgt für Stabilität. Es erfordert jedoch ein Maß an Integrität, das in der politischen Landschaft, von der Kommunalpolitik bis hin zur internationalen Bühne, selten ist. Dennoch ist es essenziell für unsere Zukunft, für unser Zusammenleben und möglicherweise für den Fortbestand unserer Zivilisation.

 

Verantwortung bedeutet jedoch nicht nur, die eigenen Positionen gründlich zu überdenken, sondern auch, aktiv daran mitzuwirken, die Fehler anderer zu beheben. Die bereits erwähnte Vertrauensbasis ermöglicht es, als Vermittler aufzutreten und Konflikte zu lösen, an denen man selbst nicht direkt beteiligt ist. Die Rolle des unbeteiligten Dritten bringt es mit sich, Verantwortung für Probleme zu übernehmen, die einen nicht unmittelbar betreffen – oder deren beste Lösung den eigenen, aber weniger wichtigen Interessen widerspricht. Auch hierfür ist es entscheidend, dass man gelernt hat, Positionen zu verstehen, ohne sofort zu urteilen.

 

Was passiert, wenn man sich der Probleme anderer – seien es Individuen, Gruppen oder Staaten – annimmt, ohne den nötigen analytischen Abstand, haben wir bereits gesehen: Es führt zu unpassenden Lösungen, kolonialistischem "Erklären von oben herab" und im schlimmsten Fall zu der Aufzwingung von Modellen, die dem Vermittler mehr nützen als den eigentlichen Konfliktparteien. Letztlich ist „Verantwortung übernehmen“ nur die fortgeschrittene Form des „Verhandelns“, ergänzt um den Faktor des Vertrauens, das langfristig verdient werden muss und schnell wieder verloren gehen kann.

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